Der Bestand des Kuckucks darf nicht weiter abnehmen. BirdLife Schweiz will dazu beitragen, dass wieder mehr Lebensräume für diesen interessanten Vogel entstehen. In der Landwirtschaft muss der ökologische Ausgleich mit Brachen, Hecken, Obstgärten und artenreichen Wiesen und Weiden in der Fläche zunehmen und zugleich in der Qualität verbessert werden. Aber auch sonst können sich alle für den Kuckuck einsetzen: Jede Kleinstruktur in der Landschaft, jedes vielfältige Bord und jede Restfläche mit Hochstauden und Brennesseln kann zum Nahrungsplatz für den Frühlingsboten werden.
Der Kuckuck bewohnt die ganze Schweiz von den Niederungen bis über die obere Waldgrenze. Er benötigt vor allem vielfältige Landschaften mit naturnahen Lebensräumen und unzähligen Kleinstrukturen. Sein Bestand hat aber in den tieferen Lagen und im westlichen Jura stark abgenommen. Vor allem im Mittelland ist der Kuckuck durch Verlust an Kleinstrukturen aus vielen Gebieten bereits verschwunden. Das Forschungsinstitut Schweizerische Vogelwarte Sempach schätzt heute den Bestand auf 20'000 bis 30'000 rufende Männchen, wobei jedoch die Dichte sehr gering ist. Der Kuckuck muss deshalb wieder in allen Regionen häufig und heimisch werden!
Die interessante Brutbiologie des Kuckucks
In Mitteleuropa ist unser Kuckuck die einzige Vogelart, die ihre Eier nicht selber ausbrütet, sondern sie ins Nest anderer Arten legt. In der Schweiz sind über 30 Arten als Wirtsvögel des Kuckucks nachgewiesen, am häufigsten Hausrotschwanz, Teichrohrsänger, Bachstelze, Rotkehlchen und Bergpieper. Ein Weibchen legt seine bis zu 25 Eier pro Jahr einzeln und in die Nester meistens nur einer Wirtsart. Die wichtigsten dieser Arten sind zwar noch häufig, möglicherweise sind aber Rückgänge einzelner Wirte für die Abnahme des Kuckucks mitverantwortlich.
Der Kuckuck verbringt den Winter im östlichen Afrika. Im März beginnt er mit guten Fettreserven seine Wanderung zurück ins Brutgebiet. Das Flugbild erinnert an einen Falken oder Sperber.
In der zweiten Aprilhälfte kommt der Kuckuck bei uns an. Mit seinem monotonen "kuck-uck" wirbt das Männchen um Weibchen. Der bekannte Ruf ist damit eigentlich der Balzgesang.
Der Ruf des Weibchens ist ein schneller Triller. Wenn es jedoch ein Wirtsnest zur Eiablage sucht, ist es möglichst stumm: Der Wirtsvogel soll das Kuckuck-Weibchen nicht entdecken. Das Kuckuck-Weibchen legt das Ei direkt ins Nest seines Wirtsvogels. Damit die Nestbesitzer den Schwindel nicht merken, frisst es eines ihrer Eier.
Die Kuckuck-Eier sind meist in Farbe und Sprenkelung an die der Wirte angepasst. Es gibt 16 Ei-Varianten; jedes Kuckuck-Weibchen legt nur einen Ei-Typ.
Bereits nach 12 Tagen Bebrütungszeit schlüpft der junge Kuckuck. Das ist meist früher als die Jungen der Wirtseltern. Der noch blinde junge Kuckuck wirft die anderen Eier kurzerhand aus dem Nest. Der junge Kuckuck ist nun also allein und wird von den Wirtseltern so intensiv gefüttert, wie wenn sie mehrere Junge zu betreuen hätten. Manchmal merken diese aber den Betrug und verlassen die Brut.
Nach 21 - 23 Tagen verlässt der vollgefütterte, junge Kuckuck das Nest. Weitere drei Wochen füttern ihn dann seine Stiefeltern ausserhalb des Nestes.
Bereits im Juli/August verlassen die alten und jungen Kuckucke unser Land. Sie ziehen einzeln und sind zu dieser Jahreszeit recht heimlich. Die Mauser findet hauptsächlich im Winterquartier statt.
Die Nahrung, die kein anderer will
Nicht nur bei seinem Brutverhalten, auch bei der Nahrungssuche hat sich beim Kuckuck eine Lebensweise mit wenig Konkurrenz entwickelt. Er frisst hautpsächlich Raupen, die er vom Boden, von Krautpflanzen und von Büschen abliest. Dabei nimmt er besonders häufig behaarte Raupen, die von anderen Vögeln verschmäht werden. So muss er zwar nicht mit anderen Arten teilen, ist aufgrund dieser Spezialisierung aber auch gefährdet: In unserer ausgeräumten Landschaft ohne Kleinstrukturen und entsprechend mit einem geringeren Angebot behaarter Raupen findet der Kuckuck nicht genügend Nahrung.
Was macht der Kuckuck in den sieben Monaten ausserhalb unseres Landes?
Der Kuckuck ist ein Langstreckenzieher, der im tropischen Afrika überwintert. Er zieht einzeln und fliegt meist nicht höher als einige hundert Meter über Boden. Nördlich des Äquators sieht man vor allem im Herbst ziehende Kuckucke, viel weniger während des Heimzugs. Zu dieser Zeit befinden sich die Vögel hauptsächlich in Ostafrika. Es wird vermutet, dass sich die Kuckucke im Frühling noch in Ostafrika reichlich Fettreserven für den Heimzug anfressen und dann sehr grosse Etappen fliegen und dadurch zeitig im Brutgebiet ankommen.
In Afrika bevorzugt der Kuckuck oft die Nähe von Wasserläufen, Savannen und Akazienbüschen sowie immergrüner Wald. Wie weit der Rückgang des Kuckucks mit Veränderungen im Winterquartier zusammenhängt, ist noch nicht bekannt.
Kuckucke rund um die Welt
Weltweit kommen insgesamt 54 eigentliche Kuckucksarten vor, die allesamt keine eigenen Jungen aufziehen. Im weiteren gibt es rund 50 andere brutparasitische Vogelarten. In Europa brütet nebst unserem Kuckuck noch der Häherkuckuck (Mittelmeerraum) und der Hopfkuckuck (Russland).
Materialien
Fotos: Peter Buchner, Tero Niemi, Geir Rudolfsen, Oldrich Mikulica