Stunde der Gartenvögel: Zahlen lassen aufhorchen

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 16. Mai 2018

An der „Stunde der Gartenvögel“ von BirdLife Schweiz wurden dieses Jahr mehr als 35’000 Vögel aus 127 Arten gezählt. Aus rund 1160 Gärten in der ganzen Schweiz trafen Meldungen ein. Die Resultate zeigen, dass in naturnah gestalteten Gärten besonders viele Vögel gesichtet werden können. Allerdings werden aus den Gärten im Durchschnitt immer weniger Vögel gemeldet. Das lässt aufhorchen.

Der Siedlungsraum und insbesondere Gärten und Pärke bieten vielen Vögeln einen Lebensraum. Heute kommen im Siedlungsraum sogar meist mehr Vögel vor als im Landwirtschaftsland. Doch die Zahl der Vögel und die Artenvielfalt schwinden auch hier: Arten wie der Girlitz, der Gartenrotschwanz oder der Grauschnäpper nehmen ab – und einst sehr häufige Arten wie der Haussperling oder der Star werden immer seltener. Jede und jeder kann dazu beitragen, den Negativtrend zu stoppen.

Weniger Vögel pro Garten als früher

Der schleichende Rückgang scheint sich nun auch in den Zahlen der „Stunde der Gartenvögel“ zu zeigen. Jeweils am ersten Wochenende im Mai ist die Bevölkerung aufgerufen, eine Stunde in den Garten zu sitzen und die Vögel zu zählen. 1159 Personen haben dieses Jahr mitgemacht und insgesamt 35'399 Vögel aus 127 Arten gemeldet. Es zeigt sich: Die Anzahl gemeldeter Arten und Vögel pro Garten nimmt seit der ersten Zählung 2015 kontinuierlich ab: Waren es 2015 noch 11,6 Arten pro Garten, ist der Wert bis heute beinahe kontinuierlich auf 10,4 Arten gesunken. Die Zahl der gezählten Vögel pro Garten sank von 36 auf 30,5.
Die Ergebnisse aus diesem Citizen-Science-Projekt sind nicht repräsentativ. Es ist möglich, dass die Leute heute „vorsichtiger“ melden oder dass das Wetter einen schlechten Einfluss hatte. Allerdings ist der Trend über die vier Jahre ununterbrochen, was dann nicht zu erwarten wäre.

Amsel am weitesten verbreitet

Die Amsel ist erneut in fast allen Gärten anzutreffen, nämlich in 90%. Als nächste folgen Kohlmeise (74%), Haussperling (70%), Elster (58%) und Hausrotschwanz (53%). 2015 kamen all diese Arten noch in deutlich mehr Gärten vor (82, 80, 65 bzw. 63%). Auch in diesen Zahlen zeigt sich also ein  Rückgang.
Auch dieses Jahr zeigt sich zudem, dass Gärten und Pärke mit vielen naturnahen Elementen und ohne exotische Pflanzen mehr Arten beherbergen als strukturarme Flächen. Im „besten“ Garten wurden 36 Arten gezählt. Aus Gärten mit mindestens 5 naturnahen Elementen (z.B. einheimischen Bäumen und Büschen, Blumenwiesen oder Asthaufen) wurden im Durchschnitt 12,4 Arten gemeldet, in Gärten mit weniger als 2 solcher Elemente waren es nur 8 Arten (siehe Ergebnisse).

Der ideale Garten

Vögel benötigen vor allem Nahrung, einen Nistplatz und Schutz vor Störungen und Prädatoren. Als Nahrung sind genügend Insekten und andere Kleintiere sowie Samen und Körner vonnöten. Der für Vögel ideale Garten oder Park enthält daher alte Bäume, einheimische Sträucher, ein Stück Blumenwiese und eine Wasserstelle. Auch Kleinstrukturen wie Asthaufen, Steinmauern oder unbewachsene Stellen sind wichtig. Nistkästen sind ein zusätzlicher positiver Faktor. Mit solcherlei Elementen kann jede und jeder mithelfen, den Siedlungsraum wieder vogelfreundlicher zu gestalten. BirdLife Schweiz hält unter www.birdlife.ch/garten zahlreiche kostenlose Informationen und Anleitungen bereit.

 

Resultate

Total Meldungen: 1159
Durchschnittliche Anzahl Arten pro Meldung: 10.4
Höchste gemeldete Anzahl Arten: 36
Total gemeldete Arten: 127
Total gemeldete Individuen: 35399

Durchschnitt Arten in Gärten mit:
- Vielen einheimischen Büschen: 11 (n=872), ohne: 8.4 (n=287)
- Einheimischen Bäumen: 10.5 (n=993), ohne: 9.6 (n=166)
- Blumenwiesen: 11.2 (n=693), ohne: 9.2 (n=466)
- Teich: 11.4 (n=345), ohne: 9.9 (n=814)
- Kies- und Sandflächen: 11.4 (n=248), ohne: 10.1 (n=911)
- Nistkasten: 11.7 (n=622), ohne: 8.9 (n=537),
- Holzhaufen: 11.8 (n=501), ohne: 9.3 (n=658)

Durchschnitt Arten in Abhängigkeit der Anzahl naturnaher Elemente:
- weniger als 2: 8 (n=128)
- mind. 2: 10.7 (n=1031)
- mind. 3: 11.1 (n=864)
- mind. 4: 11.8 (n=642)
- mind. 5: 12.4 (n=386)

Bester Garten:
36 Arten, 7 naturnahe Elemente (viele einheimische Büsche, einheimische Bäume, Blumenwiese, Teich, Kies- und Sandflächen, Nistkasten, Holzhaufen)

Häufigste Arten:

  Anz. Meldungen
 
% Gärten Anz. Individuen Art
1 1040 90% 3150 Amsel
2 853 74% 2272 Kohlmeise
3 809 70% 5489 Haussperling
4 674 58% 1584 Elster
5 618 53% 1172 Hausrotschwanz
6 570 49% 1291 Blaumeise
7 540 47% 1666 Rabenkrähe
8 540 47% 1215 Buchfink
9 476 41% 1067 Türkentaube
10 450 39% 807 Mönchsgrasmücke
11 446 38% 1899 Star
12 360 31% 787 Rotmilan
13 335 29% 1583 Mauersegler
14 323 28% 714 Grünfink
15 283 24% 1487 Mehlschwalbe
16 280 24% 572 Rotkehlchen
17 270 23% 747 Stieglitz
18 229 20% 483 Ringeltaube
19 196 17% 352 Mäusebussard
20 194 17% 295 Buntspecht

 

BirdLife Schweiz in Kürze

BirdLife Schweiz hat rund 65'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 20 Kantonalverbänden und 440 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Natur im Wald, Kulturland und Siedlungsraum ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Ebenso engagiert er sich in der Ausbildung und mit seiner Zeitschrift Ornis und den beiden Naturschutzzentren in La Sauge am Neuenburgersee und im Neeracherried im Kanton Zürich in der Motivation einer breiten Bevölkerung für den Naturschutz. Website: www.birdlife.ch

 


Für die Redaktion

Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Michael Gerber, michael.gerber@birdlife.ch, Tel. 044 457 70 32
 


Bilder

Die Amsel ist der Star der Gärten und Pärke: Sie wurde von 90% der Melderinnen und Melder beobachtet.

© Werner Scheuber

Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden!


An zweiter Stelle der Rangliste steht die Kohlmeise, die in 74% aller Gärten und Pärke vorkam. Im Jahr 2015 wurde sie noch in 82% aller Gärten /Pärke gesichtet.

© Michael Gerber

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In Gärten mit einheimischen Bäumen und Büschen und Blumenwiesen leben deutlich mehr Vögel als in anderen Gärten.

© BirdLife Schweiz

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An der "Stunde der Gartenvögel" können alle mitmachen und herausfinden, was für Vögel rund ums Haus vorkommen.

© pixabay.com

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