Obstgarten Farnsberg: Nationales Vorzeigeprojekt feiert 20 Jahre Jubiläum

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 22.4.2024

Der Obstgarten Farnsberg im Kanton Baselland gilt in Fachkreisen als Leuchtturmprojekt mit schweizweiter Ausstrahlung. Das Projekt von BirdLife Schweiz und Partnern zeigt seit 2004 auf, wie Naturschutz und Landwirtschaft erfolgreich kombiniert werden können. BirdLife setzt gemeinsam mit mehr als 30 Landwirtschaftsbetrieben in sechs Gemeinden am Farnsberg gezielte Massnahmen zur Förderung der Natur um. Der Bestand des Neuntöters hat daraufhin stark zugenommen, ebenso zahlreiche Insektenarten. Der Gartenrotschwanz ist nach jahrelanger Abwesenheit ins Gebiet zurückgekehrt.

Am Jubiläumswochenende konnte sich die lokale Bevölkerung ein Bild von den ökologischen Schätzen im Kerngebiet des Projekts machen. Mit Führungen, Mittagessen im Stall und einer Sternwanderung feierte BirdLife Schweiz am Wochenende das 20 Jahre Jubiläum des Projekts Obstgarten Farnsberg. An der Jubiläumsfeier nahm auch Nationalratspräsident Eric Nussbaumer teil, der sich beeindruckt zeigte von der engen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kanton. BirdLife setzt das Projekt gemeinsam mit inzwischen über 30 Landwirtschaftsbetrieben in den Gemeinden Buus, Ormalingen, Hemmiken, Rickenbach, Gelterkinden und Rothenfluh sowie mit dem Kanton und weiteren Partnern auf einer Fläche von rund 1200 Hektaren um.

BirdLife bringt sein ökologisches Fachwissen ein und verantwortet die Projektleitung. So konnten gezielte und innovative Massnahmen entwickelt werden. Die lokale Verwurzelung mit den BirdLife-Sektionen in den Gemeinden ist sehr wichtig für das Beziehungsnetz und für konkrete Einsätze zugunsten der Natur. Die Vertretenden von BirdLife und der BirdLife-Sektionen haben die beteiligten Betriebe gemeinsam mit einem Agronomen beraten. Die Landwirte setzen dann die Massnahmen tatkräftig um. Sie entscheiden dabei selbst, welche Massnahmen sie umsetzen und wo. Gewisse finanzielle Beiträge sind aber von der guten Platzierung der Massnahmen abhängig. Das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain stellt die institutionelle Verankerung und die Verbindung zum Direktzahlungssystem sicher. Stiftungen, der Fonds Landschaft Schweiz FLS, der Kanton und private Spenderinnen und Spender finanzieren das Projekt.

Gemeinsam haben die Projektbeteiligten so wertvolle Lebensräume für Vögel und Reptilien geschaffen, die auf einen vielfältigen Obstgarten angewiesen sind. So hat sich der Neuntöter-Bestand, einer wichtigen Zielart des Projekts, seit 2008 mehr als verdreifacht. Zentral für diesen Erfolg ist die Kombination verschiedener Elemente wie Hecken, Hochstammbäume, offener Boden und grosszügigen Strukturen mit qualitativ hochstehenden Biodiversitätsförderflächen BFF. Die Qualität der BFF geht oftmals über die Anforderungen der Qualitätsstufe II hinaus, denn diese reicht für gewisse seltene Arten nicht aus. Manche der am Farnsberg getesteten Massnahmen wurden von anderen Kantonen in ihre regionalen Biodiversitätsförderprogramme aufgenommen.

«Die erste Beratung von BirdLife aus Sicht des Vogels hat mich fasziniert», erklärt Christian Weber, einer von sechs Landwirten, die von Beginn an im Obstgarten Farnsberg dabei sind. «Der Ansatz des Projekts mit der gesamtbetrieblichen Beratung und die Freiwilligkeit zur Umsetzung der Massnahmen sind Schlüssel zum Erfolg.»

Auslöser für das Projekt war 2004 der Rotkopfwürger, der damals noch am Farnsberg brütete. Das Projekt kam für diese seltene Vogelart leider zu spät, die letzte Brut am Farnsberg – und in der Schweiz – wurde 2009 festgestellt. Seither ist der Rotkopfwürger in der Schweiz faktisch ausgestorben. Eine Rückkehr in absehbarer Zukunft ist sehr unwahrscheinlich. Damit steht der Rotkopfwürger sinnbildlich für die starke Bedrohung der Biodiversität in der Schweiz. Die grossen Anstrengungen der letzten zwei Jahrzehnte am Farnsberg haben sich aber trotzdem gelohnt, wie z. B. die Verdreifachung der Neuntöter-Population zeigt.

«Gemeinsam mit den Landwirten und weiteren Partnern hat BirdLife einen Weg gefunden, um Produktion und Biodiversitätsförderung erfolgreich zu kombinieren», sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. «Auf nationaler Ebene ist die Biodiversität jedoch dramatisch gefährdet. Es braucht nun entschiedenes Handeln von Bund und Kantonen, um die am Farnsberg entwickelten, wirksamen Massnahmen und die positiven Erfahrungen auch anderswo in der Schweiz zu wiederholen.»

  

BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkenntnis für die Natur. Gemeinsam mit unseren 69'000 Mitgliedern, 430 lokalen Sektionen in den Gemeinden und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Biodiversität an. Mit weiteren BirdLife-Organisationen aus 120 Ländern bilden wir das grösste Naturschutz-Netzwerk der Welt: BirdLife International – in der Ge-meinde verwurzelt, weltweit wirksam.

BirdLife fördert gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und kämpft für bessere politische Rahmenbedingungen. Mit den BirdLife-Naturzentren, vielfältigen BirdLife-Kursen und -Publikationen machen wir die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihren Schutz..

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BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.

 


Bilder

Nationalratspräsident Eric Nussbaumer: Er drückte seinen Dank und die Wertschätzung für das hier Geleistete aus. Es entspreche, so sagte er, seinem Motto der Konvivialität für seine Zeit als Nationalratspräsident – dem Miteinander als Schlüssel zum Erfolg.

Foto: BirdLife Schweiz

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.


Kanton Baselland, Markus Plattner: Markus Plattner, Leiter Abteilung Natur und Landschaft beim Ebenrain-Zentrum betont den Wert des Projekts, gerade wegen seiner langfristigen Ausrichtung. Ein Baum, so sagt er, soll 100 Jahre alt werden. Dann wird er für die Natur immer wertvoller.

Foto: BirdLife Schweiz

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Mann der ersten Stunde Christian Weber: Der Landwirt Christian Weber ist seit 2004, von Beginn des Projektes, mit dabei. Für ihn ist die umfassende Beratung und das laufend überprüfte Wissen um die Wirksamkeit der Massnahmen einer der Erfolgsfaktoren.

Foto: BirdLife Schweiz

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BirdLife Schweiz, Raffael Ayé: Der Geschäftsführer von BirdLife Schweiz, Raffael Ayé, bedankt sich stellvertretend für die vielen Projektbeteiligten bei den Landwirten, die von Beginn des Projekts vor 20 Jahren bis heute am Projekt Obstgarten Farnsberg mitwirken und bei weiteren Beteiligten.

Foto: BirdLife Schweiz

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Zukunft Jonas Schälle: Jonas Schälle, Projektleiter Landwirtschaft bei BirdLife Schweiz, wird im Laufe dieses Jahres die Leitung des Projekts Obstgarten Farnsberg übernehmen.

Foto: BirdLife Schweiz

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Carla Mosimann Agrofutura: Morgenexkursion bei Schneeregen in vier Gruppen. Hier die Gruppe von Carla Mosimann, Landwirtschaftsberaterin von Agrofutura.

Foto: BirdLife Schweiz

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Neu gepflanzte Obstbäume am Farnsberg.

Foto: BirdLife Schweiz

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Offene Bodenstreifen sind eine besonders wichtige Massnahme zur Erhöhung der Biodiversität.

Foto: BirdLife Schweiz

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Auskünfte

  • Raffael Ayé, Geschäftsführer BirdLife Schweiz, Tel. 076 308 66 84
  • Christian Weber, Hof Baregg, Gründungsbetrieb, Tel. 079 245 11 48
  • Markus Plattner, Ebenrain-Zentrum, Leiter Abt. Natur und Landschaft, Tel. 061 552 53 95