Neue Rote Liste der Brutvögel Neu auch Mehlschwalben gefährdet – weitere Anstrengungen nötig

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 8. Dezember 2010

Die neue Rote Liste der gefährdeten Brutvögel der Schweiz zeigt für den Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz deutlich: Insgesamt hat sich die Lage für die Vögel in den vergangenen zehn Jahren weiter verschlechtert. 39 Prozent sind gefährdet. Neu sind 10 Arten auf der Roten Liste, darunter bisher häufige Arten wie die Mehlschwalbe oder die Ringdrossel. Dass einige Arten zurückgestuft wurden, deutet nur zum Teil auf eine Bestandserholung hin: So ist der jahrzehntelange Rückgang des Steinkauzes dank dem aufwändigen Schutzprogramm des SVS/BirdLife Schweiz zwar weitgehend gestoppt, doch eine flächendeckende Rückkehr des Kauzes ist nicht in Sicht.
 
Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz beurteilt die von der Schweizerischen Vogelwarte erarbeitete und vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) herausgegebene Rote Liste als wichtige Grundlage für die Sicherung der Biodiversität in unserem Land. Vögel sind gute Indikatoren für den Zustand der Umwelt. Die Situation der Brutvögel in unserem Land hat sich nicht nur nicht verbessert, sondern deutlich verschlechtert. Denn den 24 Arten, die seit der letzten Analyse vor 10 Jahren heute stärker oder neu gefährdet sind, stehen erstens nur 18 Arten gegenüber, deren Einstufung auf der Roten Liste reduziert werden konnte. Und zweitens geht diese an sich positive Rückstufung in vielen Fällen nicht mit einer realen Bestandsverbesserung einher. Dies betonen auch die Experten der Schweizerischen Vogelwarte in ihrer Bewertung der Roten Liste.

Steiniger Weg für den Steinkauz

Denn die Rote Liste beurteilt das Aussterberisiko einer Art. Beim Steinkauz, der vor fünfzig Jahren wohl noch in Tausenden von Paaren in der Schweiz brütete, hat sich der Bestand in den letzten 10 Jahren dank dem aufwändigen Schutzprogramm des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz bei rund 80 Paaren in den Kantonen Genf, Jura, Freiburg und Tessin stabilisiert und nimmt jedes Jahr um wenige Paare zu. Aber es ist trotz grossen Anstrengungen weiterhin nicht gelungen, ihn in der Region Basel wieder heimisch werden zu lassen.

Der Steinkauz wurde nur deshalb in der neuen Roten Liste von „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ zurückgestuft, weil dank der Stabilisierung der Bestände kein unmittelbares Aussterben in der Schweiz mehr droht. Die Rückstufung ist aber keine echte Verbesserung, denn erstens hat sich seine Bestandssituation nicht real verbessert und der Steinkauz hängt weiterhin vollständig von den Schutzprogrammen des SVS ab. Es gelang bisher nicht, die Landschaft grossflächig so aufzuwerten, dass der Steinkauz darin leben kann.

Die neue Rote Liste der Brutvögel der Schweiz zeigt, dass nicht nur alle laufenden Schutzprogramme verstärkt werden müssen, sondern dass zusätzliche Schutzanstrengungen dringend nötig sind, damit sich die weiterhin dramatische Situation der Vogelwelt verbessert. Das heisst insbesondere, die Landschaftsqualität grossflächig zu verbessern. Dass wir davon weit entfernt sind zeigt auch die Tatsache, dass erstmals die früher häufige Feldlerche als Kulturlandbewohnerin als potenziell gefährdet eingestuft werden musste.