Medienmitteilung vom 27. Januar 2011
Der Schwarzspecht ist vom Schweizer Vogelschutz SVS zum Vogel des Jahres 2011 erkoren worden. Die grösste Spechtart der Schweiz ist kohlrabenschwarz und hat einen roten Scheitel. Der Waldbewohner benötigt für den Höhlenbau mind. 40 cm dicke, alte Buchen und Tannen. Im Totholz findet er Käferlarven und Ameisen. Als Höhlenbauer öffnet er den Wald für rund 60 andere Tierarten. Damit kommt ihm eine Schlüsselfunktion im Wald zu. Der Schweizer Vogelschutz SVS lanciert mit dem Vogel des Jahres 2011 die neue fünfjährige Kampagne «Biodiversität – Vielfalt im Wald».
Der Zimmermann des Waldes
Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz hat den Schwarzspecht zum Vogel des Jahres 2011 gewählt und lanciert damit auch seine neue fünfjährige Kampagne «Biodiversität – Vielfalt im Wald“. Der krähengrosse Schwarzspecht hat im Ökosystem Wald eine Schlüsselfunktion. Er zimmert seine Schlaf- und Bruthöhlen in mindestens 40 cm dicke, alte Bäume, bevorzugt in Buchen oder Tannen. Nur alle 3-7 Jahre baut er eine neue Höhle. Alte Höhlen werden aber bis zu 30 Jahre genutzt und wieder ausgebessert. Verlassene Spechthöhlen dienen mehr als 60 weiteren Tierarten als Wohnhöhlen, zum Beispiel dem Baummarder, Fledermäusen, dem seltenen Raufusskauz, Hornissen oder Käfern. Deshalb ist es wichtig, dass Höhlenbäume stehen bleiben.
Dank einer speziellen Aufhängung seines Hirnes im Schädel bekommt der Schwarzspecht beim Hämmern der Höhlen kein Kopfweh. Anhand der Resonanz beim Abklopfen eines Baumes merkt der Specht, wo es Buchen oder Tannen mit faulen Stellen hat, auch wenn den Bäumen von aussen noch nichts anzusehen ist. Schwarzspechte sind Einzelgänger. Männchen und Weibchen haben eigene Schlafhöhlen und nutzen nur während der Brutzeit eine gemeinsame Höhle für die Aufzucht der 3-5 Jungen. Die Eier legt das Weibchen Mitte April. Bebrütet werden sie tagsüber von beiden Altvögeln, in der Nacht aber nur vom Vater! Die Jungen schlüpfen nach 13 Tagen und fliegen nach 4 Wochen aus.
Dicke Bäume und viel Totholz sind auf der ganzen Waldfläche nötig
Schwarzspechte beanspruchen ein Revier von 400-800 Hektaren Grösse. In diesem müssen sie neben genügend Höhlenbäumen auch viel Totholz vorfinden. Aus diesem stochert der Schwarzspecht Ameisen und Käfer sowie deren Larven und zieht sie mit seiner langen, mit Widerhäkchen versehenen Zunge aus den Gängen im Holz. Da Schwarzspechte sehr grosse Reviere benötigen, braucht es auf die ganze Waldfläche verteilt immer wieder alte, dicke Buchen und Tannen und viel Totholz. Diese Elemente müssen auch bei einer stärkeren Nutzung von Holz gewährleistet bleiben und dies nicht nur in Waldreservaten. Bei rund 450 Bäumen pro Hektare in den Schweizer Wäldern sind mindestens 10 dicke Bäume und über 20 m3 Totholz nötig um Schwarzspechte oder andere Spechtarten wie den Weissrückenspecht und deren Nahrungstiere zu erhalten.
Biodiversität – Vielfalt im Wald
Der Schweizer Vogelschutz SVS startet im Jahr des Waldes 2011 seine neue fünfjährige Waldkampagne. In Zusammenarbeit mit Förstern und Waldbesitzern möchte er die Bedeutung des Waldes für die Biodiversität aufzeigen. In rund 120 Waldtypen leben über 20'000 Pflanzen, Tiere, Pilze, Flechten, Moose und Kleinstlebewesen. Viele von ihnen benötigen mehr Licht im Wald, viel Totholz, dicke, alte Bäume und gesunde Waldböden. Viele dieser Elemente lassen sich durchaus mit einer effizienten Holznutzung vereinbaren, wenn diese Rücksicht darauf nimmt und sie so erhalten bleiben.